Turm aus Pilzmycel von innen (c) richtiggut.bauhaus.info


Warum nachhaltige Baustoffe entscheidend für unsere Zukunft sind

Die Bauindustrie gehört zu den größten Verursachern von Treibhausgasen weltweit. Etwa 40 % der globalen CO₂-Emissionen gehen auf das Konto von Bau und Gebäudebetrieb. Gleichzeitig verschlingen Bauvorhaben enorme Mengen an Ressourcen – viele davon nicht erneuerbar. Angesichts der fortschreitenden Klimakrise und schwindender Ressourcen wird klar: Die Art und Weise, wie wir bauen, muss sich ändern. Nachhaltige, umweltschonende und ressourcenschonende Baustoffe sind dementsprechend ein zentraler Hebel, um den ökologischen Fußabdruck der Bauwirtschaft zu reduzieren und eine zukunftsfähige Lebensweise zu ermöglichen.


Die 10 besten Baustoffe für eine grüne Zukunft

Rang Material Kurzbeschreibung
1 Hanfbeton (Hempcrete) Extrem leicht, dämmend & CO₂-negativ
2 Strohballen Günstig, natürlich & hochdämmend
3 Lehm Regional verfügbar & einfach zu verarbeiten
4 Holz (zertifiziert) Nachwachsend, langlebig & CO₂-speichernd
5 Pilzmyzel Biologisch abbaubar & wächst in wenigen Tagen
6 Recyclingbeton Spart Ressourcen & reduziert Abfall
7 Kalkputz Schimmelhemmend, atmungsaktiv & natürlich
8 Bambus Extrem schnell wachsend & stabil
9 Zellulose-Dämmung Hergestellt aus Altpapier & sehr effizient
10 Recyclingkunststoff Langlebig & vermeidet Plastikmüll


1. Hanfbeton (Hempcrete)

Hanfbeton kombiniert die Schäben der Hanfpflanze mit Kalk und Wasser. Das Ergebnis: ein hochdämmender, atmungsaktiver und leichter Baustoff, der beim Aushärten CO₂ speichert – und somit sogar klimapositiv wirkt. Hanfbeton eignet sich besonders gut für Wandfüllungen im Holzrahmenbau.

In Deutschland setzen Unternehmen wie die von Hanf GmbH & Co.KG in Schenefeld bei Hamburg und viele Baustoffvertriebe bereits auf diesen innovativen Baustoff. Die Kosten liegen aktuell bei etwa 120–150 €/m³.

Verbreitet ist Hanfbeton vor allem in Frankreich und Großbritannien. Auch in Deutschland wird er in ökologisch orientierten Bauprojekten zunehmend genutzt, etwa im Berliner Umland oder in nachhaltigen Siedlungsprojekten in Bayern.


2. Strohballen

Stroh – ein Nebenprodukt der Getreideernte – hat sich als nachhaltiger Dämmstoff etabliert. Die gepressten Ballen bieten eine hervorragende Wärmedämmung und eignen sich besonders für den Wandaufbau in Kombination mit Holzrahmenkonstruktionen.

Zu den Vorreitern gehört die deltagrün Architektur GmbH aus Lüneburg, die von klein bis groß jegliche Bauprojekte abdeckt und die VESTA Homes GmbH aus Backnang bei Stuttgart, die bereits Fertigbaumodule aus Stroh anbietet. Die Baukosten liegen im Durchschnitt bei etwa 30–50 €/m² Wandfläche.

Strohballenhäuser finden in Deutschland, nach einer längeren Betonpause, wieder zunehmenden Anklang, wie etwa in Berlin, Hamburg und ländlichen Regionen mit nachhaltiger Architekturtradition. Die einfache Verarbeitung und lokale Verfügbarkeit machen diesen Baustoff besonders attraktiv.


3. Lehm

Lehm ist ein Klassiker unter den ökologischen Baustoffen. Er wirkt feuchtigkeitsregulierend, ist recycelbar und lässt sich ohne chemische Zusätze verarbeiten. Als Putz, Stampflehm oder Lehmstein eignet er sich für Innen- und Außenanwendungen.

In Deutschland arbeiten die Baustofflieferanten ClayTec und eiwa Lehm sowie Bauberatungsfirmen wie Lehm- und Ökobau, bei Hannover, mit modernen Lehmbaustoffen. Der Preis für Lehmputz liegt zwischen 20–40 €/m².

Besonders in ökologisch konzipierten Neubauten und bei der Altbausanierung – etwa in Leipzig, Freiburg oder Kassel – erlebt Lehm eine Renaissance.


4. Holz (zertifiziert)

Zertifiziertes Holz stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft und speichert während seines Wachstums große Mengen CO₂. In Form von Massivholz oder Brettsperrholz wird es im Wohnungs- wie Gewerbebau eingesetzt.

Marktführer wie Baufritz oder Pfeifer Group setzen Maßstäbe im ökologischen Holzbau, die auch kleinere Bauunternehmen wie HOLTERMANN HOLZBAU, aus der Lüneburger Heide, verfolgen. Die Preise für Brettsperrholz bewegen sich bei ungefähr 400–700 €/m³.

Besonders spektakuläre Holzbauten entstehen bereits in Hamburg (z. B. das Hochhaus „Roots“ in der Hafencity), Berlin und München. Auch international nimmt der moderne Holzbau in Skandinavien, Japan und den USA weiter Fahrt auf.


5. Pilzmyzel

Das Myzelgeflecht von Pilzen kann in Formen wachsen, wird durch Trocknung stabilisiert und ist vollständig kompostierbar. Noch ist dieser Werkstoff experimentell, doch sein Potenzial für die Baubranche ist riesig – besonders für Dämmstoffe und modulare Bauteile.

Das Hamburger Startup MycoLution GmbH gehört zu den Pionieren dieser Technologie. Aktuell liegen die Kosten für Pilzmyzelprodukte bei ca. 100–150 €/m² – mit sinkender Tendenz.

Die größten Pilotprojekte entstehen derzeit in den Niederlanden, den USA und zunehmend auch in deutschen Forschungsbauten.


6. Recyclingbeton

Recyclingbeton wird aus gebrochenem Altbeton hergestellt. Dadurch spart man Primärrohstoffe, reduziert Müll und senkt den CO₂-Ausstoß gegenüber herkömmlichem Beton deutlich.

Firmen wie die Hamburger Holcim GmbH und die HABAU Deutschland setzen auf dieses Material, insbesondere im urbanen Hochbau. Der Preis liegt bei 70–100 €/m³, abhängig vom Recyclinganteil.

In Deutschland werden in Städten wie Frankfurt, Stuttgart und München zunehmend Büro- und Wohngebäude mit Recyclingbeton realisiert.


7. Kalkputz

Kalkputz ist ein mineralischer Baustoff mit natürlichen schimmelhemmenden Eigenschaften. Er wirkt feuchtigkeitsregulierend, ist atmungsaktiv und kann sowohl im Neubau als auch in der Denkmalpflege eingesetzt werden.

Hersteller wie HASIT Trockenmörtel GmbH aus Freising und Zement- und Kalkwerke Otterbein GmbH & Co. KG aus der Nähe von Fulda bieten verschiedene Varianten an, meist zwischen 15–30 €/m².

Kalkputz erlebt insbesondere in Altbauten und Passivhäusern in deutschen Städten wie Dresden, Regensburg oder Weimar eine Renaissance.


8. Bambus

Bambus wächst extrem schnell – bis zu einem Meter pro Tag – und ist dennoch stabil und belastbar. Besonders in Asien wird Bambus traditionell als Gerüst- und Baumaterial eingesetzt. In Deutschland ist er vorrangig für Böden, Fassaden und kleinere Konstruktionen geeignet.

Die niederländische MOSO Deutschland GmbH bietet Bambusplatten, Balken, Parkett und sogar Terrassendielen aus Bambus an und die deutsche Firma GS Götz Schmitt GmbH Fassaden, Zäune und Terassen-Parkett sowie die dazugehörige Unterkonstruktion aus Bambus. Preise liegen bei 50–100 €/m².

Während Asien führend beim Bambusbau ist, wächst auch in Deutschland das Interesse, etwa in ökologischen Siedlungen oder bei öffentlichen Projekten mit Vorbildfunktion.


9. Zellulose-Dämmung

Zellulosedämmung besteht aus recyceltem Zeitungspapier, das mit Salzen brandschutztechnisch behandelt wird. Die Einblasdämmung ist besonders effizient und lässt sich gut nachträglich in Bestandsgebäuden einsetzen.

Anbieter wie das französische Unternehmen HOMATHERM oder das deutsch Unternehmen BIOWERT sind momentan Marktführer in Deutschland. Die Kosten liegen bei etwa 20–40 €/m².

Zellulose wird deutschlandweit genutzt, insbesondere bei Sanierungen in dicht besiedelten Regionen wie dem Ruhrgebiet oder dem Rhein-Main-Gebiet.


10. Recyclingkunststoff

Ausgediente Kunststoffe können zu Bauelementen wie Ziegeln, Platten oder Dachziegeln recycelt werden. Sie sind langlebig, wetterfest und helfen, Plastikmüll sinnvoll zu verwerten.

Noch ist der Markt in Deutschland in der Entwicklung – Unternehmen wie CON-Pearl GmbH arbeiten an modularen Systemen aus Recyclingkunststoff. Das niederländische Unternehmen Precious Plastic bietet jedoch für die Inneneinrichtung, Schnellbautrennwände und den allgemeinen Hausbau bereits unterschiedliche Lösungen. Die Preise variieren stark je nach Produktart.

In Ländern wie Indien oder Südafrika sind bereits ganze Siedlungen aus Recyclingkunststoff entstanden – eine Option, die auch in Deutschland Potenzial hat, besonders im temporären und sozialen Wohnungsbau.



Fazit: Bauen mit Zukunft, heißt jetzt handeln!

Der Bausektor ist eine Schlüsselindustrie in der Bekämpfung der Klimakrise. Mit dem Einsatz nachhaltiger Materialien können wir in diesem Sektor nicht nur CO₂-Emissionen deutlich senken, sondern auch Ressourcen schonen, regionale Wertschöpfung fördern und gesunde Lebensräume schaffen. Viele der hier vorgestellten Baustoffe sind längst marktreif – sie müssen nur konsequenter eingesetzt werden.

Wer heute baut oder saniert, sollte die Chance nutzen, aktiv zum Klimaschutz beizutragen – mit Baustoffen, die unsere Zukunft lebenswerter machen.

 

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